Trekkie of the Month Juli 2004: Genfer Initiative

Gene-Roddenberry-Preis für die Proklamation des Hungers nach Geschwisterlichkeit

Kofi Annan trifft Yasser Abed Rabbo und Yossi Beilin In einer Situation, in der allein schon die Wiederaufnahme von Friedens­verhandlungen zwischen der israeli­schen Regierung und der palästinen­sischen Autonomiebehörde als utopis­tische Illusion erscheint, läßt eine Initiative von "fanatical Moderates" beider Gesellschaften aufhorchen, die sich zum Ziel gesetzt hat, praktisch vorzuführen, dass es durchaus die Möglichkeit von Friedensverhandlun­gen gibt. Die Genfer Initiative, eine 30-köpfige Gruppe von namhaften Persönlichkeiten ohne Regierungsauf­trag, haben in zwei Jahren das geschafft, was ihre gewählten Repräsentanten offensiv verweigern: produktive Gespräche mit dem Ergebnis eines Papiers, das als Meilenstein für einen Übergang von der Logik des Krieges zu einer Logik der Sicherheit, der Stabilität und der Zusammenarbeit angesehen werden kann. Ein Papier, in dem alle strittigen Fragen angesprochen werden und das sogar als Prototyp eines möglichen Friedensabkommens gelten kann. Vor allem aber räumt das Zustandekommen des Papiers mit der irrigen Annahme auf, dass Verhandlungen von vornherein unmöglich oder sinnlos seien.

Am ersten Dezember 2003 wurde das Papier der internationalen Öffentlichkeit vorgestellt, nun geht es darum, sowohl in Israel / Palästina selbst, als auch in Europa und in den USA politischen Druck zu entwickeln. In dieser Mission waren einige Protagonisten der Genfer Initiative auf Einladung der Heinrich Böll Stiftung im Juni 2004 auf einer Veranstaltungsreise in einigen deutschen Städten unterwegs.

Geist und Ansatz dieser Mission rufen Trekkies sofort eine Rede von Gene Roddenberry ins Gedächtnis, in der der Star-Trek-Erfinder versucht, den Gründen für den Erfolg der Serie auf die Spur zu kommen. Roddenberry führt aus: "Wir nahmen an, dass das oft gescholtene Massenpublikum vom kleinichen Nationialismus dieser Welt und ihren alten Institutionen und ihrem Hass abgetörnt ist; und dass die Leute nicht nur dazu bereit, sondern begierig darauf sind, jenseits der meisten kleinlichen Überzeugungen zu denken, die die Menschheit für so lange Zeit zersplittert halten. (...) Wenn wir nicht lernen, die kleinen Unterschiede zu geniessen, einen positiven Gefallen an jenen kleinen Unterschieden innerhalb unserer eigenen Lebensform zu finden, dann verdienen wir es nicht, raus in das Universum zu gehen und die Vielfalt zu treffen, die so gut wie sicher dort draussen ist. (...) Star Trek beweist, (...) dass der oft verleumdete einfache Mann und die einfache Frau einen enormen Hunger nach Geschwisterlichkeit haben. Sie sind jetzt bereit für das 23. Jahrhundert, und sie sind ihren kleinlichen Regierungen und ihren visionslosen politischen Führern um Lichtjahre voraus." (unautorisierte Übersetzung von Living Trekism)

Nun, die Frauen und Männer der Genfer Initiative sind ihren politischen Repräsentanten offensichtlich um Lichtjahre voraus. Hoffen wir, dass es nicht Jahre dauert, bis sie mit ihrer Mission so erfolgreich werden wie Gene mit seiner Fernsehserie. Zu ihrer Strategie, auf den Friedenswillen aus der Zivilgesellschaft heraus zu setzen, können wir ihnen gratulieren und verleihen ihnen den Gene-Roddenberry-Preis für die Proklamation des Hungers nach Geschwisterlichkeit! (LT-Crew)