Trekkie of the Month Juni 2002: Michel Friedman

Jonathan-Archer-Preis für die Antizipierung von Prinzipien einer zu entwickelnden Föderation

Ähnlich wie Jonathan Archer in Dear Doctor (ENT 013) strategisch die noch ungeschriebene Oberste Direktive vorwegnimmt, entwickelt Michel Friedman aus der jüngsten Antisemitismus-Debatte in Deutschland eine zivilisatorische Perspektive, die Trekker aufhören lässt. Und das aus einer denkbar schwierigen
Debatten-Position als Zielscheibe des Vize­vorsitzenden der FDP Jürgen W. Möllemann heraus. Für die außergewöhnliche Leistung, in Reaktion auf eine plumpe Kampagne, die sich im wesentlichen auf die antisemitisch motivierte Demontage seiner Person zu­spitzte, einen strategischen Einsatz zu brin­gen, der auf eine Föderationsperspektive hinzielt, vergeben wir den ersten Trekki-of-the-Month-Titel an den stellvertretenden Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland.

In seiner Kanzelrede in der Münchner Erlö­serkirche warnt Friedman am 9. Juni vor
der Gefährlichkeit, politische Kritik mit Reli­gionszugehörigkeit zu verknüpfen: "Es ist
kein Tabubruch, über Juden kollektive Vorurteile zu verbreiten, sondern das ist ein Zivilisationsbruch." Die Menschheit stehe vor der "größten zivilisatorischen Aufgabe", die nach Hitler zu bewältigen sei. Friedman ist überzeugt, dass "Respekt zwischen den Menschen nicht Illusion, sondern eine verwirklichbare Aufgabe ist." Zivilisation sei etwas Anstrengendes. "Dazu brauchen wir eine politische Gesellschaft und eine Streitkultur, das ist Voraussetzung für die Zukunft, damit Tabubrüche nicht als Streitkultur ausgegeben werden."

Friedman hält hier im wörtlichen Sinne keine Sonntagsrede. Was er in seinen zwei Talkshows tut kann von aufmerksamen Trekkies durchaus als praktische Einlösung dieser Prinzipien dechiffriert werden. (LT-Crew)

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