02.11.04:
"Es ist ein globales Unternehmen". Scott Bakula über die parallele Zukunft von Enterprise und dem Planeten Erde

In einem Interview, das das Medien-Magazin Zap2it.com mit Scott Bakula anlässlich des Starts der vierten Staffel von Star Trek: Enterprise (ENT) führte, äußert sich der Darsteller von Captain Archer sowohl zur gesellschaftspoliti­schen Bedeutung der zurückliegenden dritten Staffel als auch zu den Folgen, die diese für den Charakter des Enterprise-Captains haben wird. Da Kate O'Hare von Zap2it den springenden Punkt, den Bakula für das Prequel-Konzept von ENT dabei geltend macht, weitgehend außer acht lässt, hat sich Worfo K. die Freiheit herausge­nommen, seine Übersetzung mit einigen Kommentaren zu versehen (in kursiv).

Hebt das politische Potential des Prequel-Konzepts hervor. Scott Bakula Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Archer-Mime zum politischen Potential seiner Serie äußert (wie LT berichtete). Wie von Produzent Brannon Braga vor Jahresfrist angekündigt, drehte sich die dritte Staffel um "Star Trek's 11.09." und seine Folgen. Scott Bakula sieht in seinem Rückblick genau darin die wesentliche Weiterentwicklung der Serie begründet.


"Wir haben das, was in der Welt passiert adaptiert und das war auch gut so. Das erste Jahr und die Suchbewegungen, die wir im ersten Jahr unternahmen, waren ebenso interne Suchbewegungen. Es gab einiges zu entdecken und auszuarbeiten."
"Wir können jetzt besser einschätzen, was auf diesem Feld funktioniert, worauf die Leute ansprechen. Es gab wirklich eine positive Gesamtreaktion letztes Jahr. Es gab ebenso Dinge an denen Leute Anstoß genommen haben, aber ich finde es immer spannend wenn Leute von etwas irritiert werden."

Kate O'Hare von Zap2it merkt dazu an, dass Star Trek-Fans seit der Originalserie in den 60ern generell eine idealistische Gesellschaft dargestellt hätten. Mit der durchgehenden Handlung des letzten Jahres sei mit der Aggression, mit der die Erde und das Raumschiff Enterprise den Feind nach einem zuvor unprovozierten Angriff bekämpft hätten, auf den 11. September angespielt worden. Und das habe, so ihr Argument, deshalb nicht allen behagt.

Zwischen den Zeilen nimmt O'Hare hier den Vorwurf auf, mit der dritten Staffel habe die Bush-Administration auf der Brücke der Enterprise NX-01 Platz genommen. Ein Vorwurf, der zumeist von jenen orthodoxen Trekkern geäußert wird, bei denen das Prequel-Konzept der Serie von Anfang an gleichermaßen auf Ablehnung und Ignoranz gestoßen war. Bakula verdeutlicht hingegen den entscheidenden Punkt, der im Blick der Orthodoxen schlicht unterzugehen pflegt:

Im Gegensatz zu früheren Star Trek-Serien, die in einer Zukunft spielen in der auf der Erde ein Zustand von Frieden und Harmonie erreicht worden ist, hebt Bakula hervor, dass die Menschheit in der Zeit von ENT immer noch einen Weg zurückzulegen hat - und sieht in dieser Zukunft seiner Serie Parallelen zu unserer Gegenwart.

TOS: The Omega glory In der Tat ein vertrautes Motiv in allen ST-Serien, wie O'Hare ganz richtig anmerkt. Jedoch übersieht sie dabei, dass die Parallelen und damit das transfiktionale Potential noch nie so umfassend war wie durch das Prequel-Konzept der aktuellen Star Trek-Serie. Denn solche Parallelen betrafen in der Vergangenheit der Födera­tionszukunft meist Konstellationen, die nur in einzelnen Episoden und überwiegend anhand nicht-föderaler Zivilisationen thematisiert wurden. In ENT betreffen sie dagegen die zentralen Akteure der Serie und die gesamte interstellare Konstella­tion in der sie zehn Jahre vor der Grün­dung der Föderation der Planeten stecken. Und erst mit ihr wird sich die Oberste Direktive als Verhaltenskodex etablieren, mit dem jeder imperialen Ambition, sei sie im Einzelfall auch noch so gut gemeint, eine entschiedene Absage erteilt werden wird.

"Wir bewegen uns auf die Oberste Direktive zu", führt Bakula in bester transfiktionaler Manier weiter aus. "Wir bewegen uns dort hin. Doch so etwas passiert nicht über Nacht. Man kann nicht die ganzen Entwicklungen überspringen, in denen wir uns genau jetzt auf unserem Planeten befinden. Idealerweise ist das genau die Richtung, die wir einzuschlagen haben. Aber das passiert eben nicht einfach so. Eine Menge Arbeit muss dafür investiert werden. Es bedeutet Arbeit und Verzicht. Und es handelt sich nicht um eine alleinige Angelegenheit der Vereinigten Staaten; es ist ein globales Unternehmen (engl.: Enterprise!)."

"Und genau das muss geschehen, auch wenn ich das alles unglücklicherweise selbst nicht miterleben werde. Ich wünschte, es wäre so. Viele gute Dinge können passieren und viele großartige Schritte können getan werden. Genau das erhofft man sich und genau das erhoffen wir uns von der Serie. Da wir der Gegenwart 150 Jahre voraus sind, können wir uns sehr viel schneller voranbewegen."

Election day Mit einer kaum zu übersehenden Anspielung auf die aktuellen Präsidentschaftswahlen in den USA, merkt Bakula ebenso kritisch wie realistisch an:

"Ich könnte mir heutzutage nicht vorstellen ein idealistischer Politiker mit den besten Absichten für die Menschheit zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine solche Person [politisch] überleben könnte ohne gewisse Deals [mit dem Teufel] einzugehen. Man kann nicht gewählt werden, ohne eine Menge solcher Deals zu machen."

In gewisser Weise ist auch Archer in Abwesenheit einer Obersten Direktive und einer starken dahinter stehenden Föderation diesen Pakt mit dem Teufel eingegangen. Dieser Gedanke scheint auch Bakula zu umtreiben als er hinsichtlich der vierten Staffel zu Protokoll gibt, dass Archer die psychologischen Narben der harten Entscheidungen und Herausforderungen des vom Krieg bestimmten Plots der letzten Staffel sichtbar tragen wird.

"Ich wollte nicht, dass das letzte Jahr ignoriert wird. Ich wollte keine nette Wendung, ein Happy End und schon geht's wieder los mit wilden Abenteuern. Ich wollte einige Rückwirkungen verhandelt wissen. Der Kerl kann nicht einfach zur Tagesordnung zurückkehren. Er kann einfach nicht der sein, der er zuvor gewesen war. Er muss jemand anders sein, der um einiges vertrackter und komplexer daherkommt."

"Glücklicherweise sind sie [die Kreativen bei ENT] gut in solchen Dingen. Jedenfalls wird das in der neuen Staffel verhandelt. Er konnte nicht die Dinge durchmachen, die wir letztes Jahr durchgemacht haben und dann einfach sagen, 'Alles ist wieder gut, lasst uns weitere Planeten finden, rumreisen und Leute besuchen.'"

Und auch wenn Archer sich nicht in häuslicher Glückseligkeit einrichten wird, deutet Bakula an, dass in dessen Zukunft auch ein wenig Glück warten könnte.

"Keine lang anhaltende Liebe", sagt er, "ich denke das steht nicht in seinen Karten. Ich denke nicht, dass er regelmäßg jemanden treffen wird. Jedoch wird er mehr Spaß haben. Was sein Anrecht ist." (Quelle: Zap2it.com, w.)