Der Traum vom großen Geld

Zur Geschichte des Bankraubs

Ein Interview mit Klaus Schönberger, dem Herausgeber des Buches »Va Banque«

von Gudrun Silberzahn-Jandt

Wie komme ich an das große Geld das andere haben? "Lotto spielen oder eine Bank ausrauben", lautet oft die Antwort. Doch bei keiner Methode ist sicher, ob am Ende tatsächlich das große Geld steht oder statt des eine Menge Spielschulden oder eine Zeit im Knast wegen räuberischer Erpressung. Der in Tübingen lebende Kulturwissenschaftler Klaus Schönberger jedenfalls hat sich der Theorie und Geschichte des Bankraubs angenommen, inspiriert von der Tatsache, dass die "Tresore der Bank seit jeher die Phantasie beflügelten."

Was ist Dein Weihnachtswunsch?

Ich wünsche mir an Weihnachten immer, dass diese Sonntagsreden gar nicht erst anfangen ...

Wie bist Du auf dieses Thema Bankraub gekommen?

Die meisten Menschen haben Schwierigkeiten mit Ihrem Bankkonto, ich auch und außerdem interessieren mich die Phantasien der Leute, insbesondere, wenn Sie einen Wunsch nach sozialer Veränderung ausdrücken. Und die Tagträume, die die Voraussetzung dafür sind, dass Bankraub so populär werden kann, haben nicht wenige.

Wie versuchst Du an Deine Million ranzukommen?

Ich versuche mit weniger auszukommen ...

Du bist gerade auf Lesereise. Wie erlebst Du die Reaktion des Publikums auf
das Buch. - Sympathisieren sie mit den Bankraeubern?

Sie kokettieren mit der Idee. Ob sie wirklich mit jedem Bankräuber sympathisieren, das würde ich bezweifeln. Das macht das Buch ja auch nicht. Aber offensichtlich muss die Sache subversiven Charme haben, sonst würden auch die Medien sich nicht derart massiv auf das Thema und den Herausgeber des Buches stürzen.

Welche Rolle nahmen bei den Bankräubereien die Frauen ein?

Frauen sind statistisch gesehen unterrepräsentiert. Aber wenn sie in Erscheinung treten, dann können sie auf entsprechende Medienreaktionen hoffen. Dabei gibt es aber eine Tendenz, sie auch noch als Bankräuberinnen an die ihnen zugeschriebenen geschlechtskulturellen Rollen zu fesseln. Sie sollen auch als Kriminelle Frauen bleiben und deshalb rauben sie laut Medienbild überwiegend zu caritativen Zwecken. Offensichtlich wird es nicht vertragen, das sie gleich zweifach die Regeln verletzen. Die ihres Geschlechts und die der bürgerlichen Eigentumsordnung

Es tauchen ja immer wieder moderne Robin Hood Gestalten auf. Sind diese spezifisch für den Bankraub?

Insbesondere beim Bankraub gibt es eben mit der Bank eine Institution, die als mächtig und reich gilt. Banken sind aus unterschiedlichen Gründen wenig beliebt. Das ist mit ein Grund, warum Vorstellungen vom Bankräuber als Robin Hood auf fruchtbaren Boden fallen. Auch wenn es eben oft einfach nur Mythen sind, die eher der Phantasie des Publikums entspringen, denn aus den Zielen von Bankräubern hervorgehen.

Was empfiehlst Du nun Bankraub oder Lotto spielen? Ode gibt es noch eine
Alternative?

Ich empfehle niemandem eine Bank auszurauben, aber auch nicht Lotto zu spielen. Ich möchte auch keine andere Empfehlung aussprechen. Ich persönlich habe mich dafür entschieden, weiter daran mitzuwirken, dass die gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse nicht so bleiben wie sie sind. Das bringt weder Millionen, noch kann man damit unmittelbar etwas erreichen. Aber es ist langfristig der einzige Weg, dass es sich für möglichst viele zum Besseren wendet. Das Buch erinnert immerhin daran, dass es soziale Ungleichheit gibt, und dass Menschen versuchen, diese individuell zu korrigieren.

Und was wünschst Du den Trottwarverkäufern und den Lesern?

Sie sollen sich von der Geduld nicht hinreissen lassen und dass nicht nur an Weihnachten davon geredet wird, dass Menschen nicht an inhumanen Massstäben bewertet und nicht "aussortiert" werden dürfen. Dann müssen auch keine Banken mehr ausgeraubt werden.